Wie wir bereits vor einiger Zeit anklingen lassen haben, haben wir den Platz im Hotel in Richmond gegen einen Zen-Tempel im Herzen von San Francisco getauscht. Die langen Fahrten mit dem BART bis in die Stadt wären auf Dauer etwas teuer geworden und hätten wichtige Zeit verschlungen, die man in Sightseeing investieren kann.
Wer sich nun aber wundert, warum wir nicht von Anfang an direkt nach San Francisco gegangen sind, so gibt es hierfür mindestens zwei Gründe: Entweder die Hotels waren zu teuer ODER man hätte nach 30 Tagen ausziehen müssen. Beides also für einen Langzeitaufenthalt keine günstigen Aussichten.
Nachdem wir uns Sonntag bereits die Schlüssel abgeholt hatten, war es heute morgen dann also soweit. Nach einer gemütlichen Nacht im Hotelbett hieß es Aufstehen und die verbleibenden Sachen aus dem Hotelzimmer einsammeln. Nach dem alles-essen-was-im-Tempel-nicht-erlaubt-ist-Frühstück (also alles Fleisch) hieß es dann noch Aufräumen und Zusammenpacken – und bloß NIX vergessen!
Da wir noch eine Reihe von Getränke-Flaschen hatten, machten wir uns mit diesen auf zum WalMart. Auf die Frage „Wo man diese Flaschen wieder zurückgibt“ ernteten wir jedoch erstmal recht ratlose Gesichter. Anscheinend gibt man hier Flaschen an bestimmten Sammelstellen ab. Da wir jedoch keinen Platz für den Transport der Flaschen hatten, mussten diese im Hotel bleiben.
Wieder im Hotel angekommen, schnappten wir uns unser Gepäck bestehend aus:
- einem Trolli (Fabian, 21kg)
- einer Reisetasche (Benny, 14kg)
- einem Rucksack (Benny, 5kg)
- zwei Umhängetaschen (Fabian, 8kg)
- sechs Beuteln Kühlschrankinhalt (14kg)
Wobei die sechs Beutel im wesentlichen Getränke darstellten, ergänzt um Butter, Marmelade, Mayo, Gemüse, Käse und ein paar weitere WalMart-Beutel, deren Vorhandensein sich später noch als nützlich herausstellen sollte.
Unser erster Zwischenstopp auf unsere Reise galt natürlich der Rezeption, die uns wider Erwarten, statt der erwarteten Nachzahlung von US$ 130 eine Erstattung von US$ ~70 präsentierte, weil wir einen Tag früher ausgezogen sind. Über den Service kann man jedenfalls nicht meckern! Nachdem das Zimmer also wieder übergeben und der Checkout erledigt war, hieß es mit oben beschriebener Gepäckliste – in Kurzfassung: ~60 kg – vom Hotel bis zur Bushaltestelle an der Hilltop Mall zu laufen.
An der Haltestelle angekommen, konnten wir unser Gepäck erst einmal auf dem Weg deponieren, da – hier durchaus normal – die Fahrerin mit einem Herrn von der Security ein gemütliches Pläuschchen hielt und sich auch nicht von etwa zehn wartenden Fahrgästen irritieren ließ. Kurz nach Zwölf hatte die Fahrerin aber ein Einsehen und ließ alle einsteigen, unterbrach das Gespräch aber nur kurz, um den durch die Fahrgäste erzeugten Trubel abzuwarten. Als sich 12:09 der Bus bereits einige Meter in Bewegung gesetzt hatte, kam noch von hinten ein älterer Herr angerannt. Die Fahrerin hielt noch einmal kurz und setzte dann die Fahrt fort.
Die Zeit während der Busfahrt nutzten wir kurz, um eine erste, während des Einsteigens gerissene Tüte durch einen weiteren Layer „Einkaufstüte“ zu verstärken. Spannend war aber weniger die Fahrt an sich, sondern eher eine kleine Begebenheit am Rande: Während der Fahrt unterhielt sich die Fahrerin mit einem Fahrgast, der irgendwann der Fahrerin steckte, dass im hinteren Teil des Busses eine alte betrunkene Frau Alkohol zu sich nahm, was in einer lauten Standpauke der Fahrerin endete.
In El Cerrito del Norte verließen wir an der BART-Station schließlich mit unserem Gepäck den Bus und begaben uns zum Zug nach Millbrae, der pünktlich, als wir am Bahnsteig angekommen waren, einfuhr. Der Zug selbst war diesmal relativ leer, was sich positiv auf das Verstauen unseres Gepäcks auswirkte, das auf zwei Sitzplätzen neben den Zugangstüren seinen Platz fand.
Da wir wenig Lust auf eine unnötig lange Marschroute 16th Street zur Hartford Street im Castro-Viertel hatten, nutzten wir auch diese Chance gleich, um uns Monatstickets für muni zu organisieren. Für US$ 60 im Monat kommt man mit allen muni-Bussen und -Zügen im Stadtgebiet herum; für US$ 10 mehr, darf man innerhalb von San Francisco auch die BART-Züge nutzen, was aber nur in seltenen Fällen wirkliche Vorteile bringt.
Also stiegen wir am Civic Center von BART in muni um, von wo aus es mit der K-Line outbound bis zum Castro Theater ging. Dort angekommen hieß es noch einmal Beutel durch mehr Beutel verstärken, bevor es endlich die letzten 300 Meter bis zu unserer neuen Unterkunft, dem Hartford Street Zen Center, gehen konnte.
Dort angekommen bezogen wir (leise) – wie bereits im Vorfeld geklärt – unsere Zimmer und trafen irgendwann auch auf Reverend Myo, den Herrn im Hause, mit dem wir einige letzte Fragen abklärten.