Nachdem die SF Giants am Montag den ersten Weltmeistertitel im Baseball für San Francisco geholt haben, hieß es heute, die Rückkehr der Helden zu feiern. Dazu wurde eine Parade für heute um 11:00 angekündigt.
Nun wären Amerikaner keine Amerikaner, wenn sie diese Möglichkeit nicht sofort nutzen würden, um alles etwas größer zu dimensionieren. Also kommen nicht 1.000, nicht 10.000, und auch nicht 100.000 Zuschauer, sondern man füllt die Stadt einfach so lange mit Baseball-Fans, bis die Loveparade wie eine Provinzialfeier wirkt. Und da man Drogen und Alkohol per se in der Öffentlichkeit nicht antrifft, handelt es sich bei solch einer Parade wirklich um ein Erlebnis für die ganze Familie.
Ist man noch zu jung zum Laufen, so lässt man sich von seiner Mutter im Arm umher tragen oder gemütlich im Kinderwagen schieben: Immer mit dem passenden „Let’s go Giants!“-Spruch im Blickfeld, damit man nicht selbst brüllen braucht. Nun hat Klein-Sein auf solch einer Parade aber einen wesentlichen Nachteil: Man sieht nichts; einfallsreich wie man aber so ist, macht dies reichlich wenig: Wozu hat man seine Eltern, bzw. – sollte man bereits älter sein – seinen Freund? Auch diverse natürliche Hindernisse, werden hier schnell zu erstklassigen Aussichtsplätzen umfunktioniert. Besonders herausragend eignen sich am Wegesrand befindliche Stadtbegrünung – aka „Bäume“ – sowie Haltestellenhäuschen, die auf Grund der zu erwartenden Verkehrssituation eh außer Betrieb genommen wurden.
Die Spieler und Teammitglieder der SF Giants fuhren dann ganz stilecht in Cable Cars vorbei und wurden laut jubelnd begrüßt.
Aber der Reihe nach: Wir machten uns gemütlich um 10:45 von unserer Unterkunft aus auf den Weg zum Civic Center, was auf Grund der Menschenmassen vor Ort kaum zu verfehlen war, denn bereits an der Treppe aus der Station wies die Menschentraube eine Viskosität von Marmelade auf. Neben der Benutzung der Treppe gab es zudem zwei Rolltreppen: Eine in die Station und eine aus der Station heraus, wobei letztere genauso verstopft war, wie auch die Treppe. Nahm man jedoch die Rolltreppe in die Station, so kam man – etwas Ausdauer vorausgesetzt – durchaus zügig nach oben.
Oben angekommen hieß es dann „immer der Masse nach“, die zielstrebig in Richtung Civic Center strömte, wo uns ein Meer von Schwarz, Orange und Weiß erwartete.
Bis zu einem gewissen Punkt blieben wir dann in der Traube noch beieinander, da Benny jedoch noch aus anderen Perspektiven sein Glück versuchen wollte, begab er sich in Richtung eines Haltestellenhäuschens, welches sich rechts vorne auf dem Platz befand.
Während der Parade gab es nun – auf Grund der schlechten Standposition – nur wenig Sichtbares, außer man wollte Menschenmassen mit gezückten Mobiltelefonen photographieren. Erst als sich die Parade so langsam gegen 12:30 aufzulösen begann, wurde die Situation etwas besser, was eine Reihe von Schnappschüssen von Plakaten der Zuschauer ermöglichte.
Da die Kommunikation in einer solchen Menschenmasse aber nahezu unmöglich ist, griffen wir auf unser Handy zurück und tauschten via Textnachrichten unsere Standorte aus. So fanden wir uns nach der Parade auch relativ schnell wieder – an der Haltestelle zum Civic Center, aus der wir vorher zum Event kamen. Da diese jetzt jedoch „wegen Überfüllung“ geschlossen war, geschlossen wir, eine Runde um den Block zu laufen.
Nun könnte man denken, eine Parade sei aufgelöst, wenn der Umzug zu Ende sei, aber weit gefehlt. Im gesamten Stadtgebiet verteilten sich tausende Menschen und feierten lautstark.
Auch auf unserer Fahrt zurück zur Unterkunft spürten wir die Auswirkungen dieser Stadt in Feierlaune: Die Fahrt mit der Straßenbahn gab’s gratis (auch wenn wir auch so ein Monatsticket gehabt hätten).